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Claus Frankl nach Umberto Eco
Der Name der Rose


Premiere: 24. Juni 2006, Schlossfestspiele Rauischholzhausen (Freilicht)

Karten bitte innerhalb von 14 Tagen nach Vorbestellung abholen!
Preise (normal/ermäßigt): Der Name der Rose 20/12, Pinocchio 8/6, Barrelhouse Jazzband 15/10, Philharmonischen Orchester des Stadttheaters Giessen 15/12; Gruppenpreise ab 20 Pers. 10%, ab 40 Pers. 20% ermäßigt

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Besetzung:
Inszenierung -
Ausstattung -

Dramaturgie -
Regieassistenz -
Soufflage -
Peter Radestock
Axel Pfefferkorn (Gast)

Annelene Scherbaum
Juliane Nowak
Bernd Kruse
Der Name der Rose

Darsteller:
William von Baskerville - David Gerlach | Adson - Carl Pohla | Abbo - Thomas Streibig | Jorge von Burgos - Stefan Gille | Remigius von Varagine - Fred Graeve | Salvatore - Daniel Sempf | Malachias von Hildesheim - Jochen Nötzelmann | Berengar von Arundel - Stefan Piskorz | Severin von Sankt Emmeran - Christian Holdt | Adelmus - Daniel Sempf | Nicolas von Morimond - Christian Holdt | Alinardus von Grottaferrata - Jürgen Helmut Keuchel | Ubertin von Casale - Gabriel Spagna | Benno von Uppsala - Ullrich Wittemann | Venantius von Selvemec - Gabriel Spagna | Aymarus von Allessandria - Peter Meyer | Bernard Gui - Peter Meyer | Hauptmann der Bogenschützen - Stefan Piskorz | Mädchen - Statistin | Adson II - Statist | Mönche/Novizen - Statisten

Technische Leitung - Fred Bielefeldt | Beleuchtung - Susann Förster | Requisite - Margarita Belger | Maske - Grit Anders | Inspizienz - Ito Grabosch | Ton - Ronald Strauß | Garderobe - Elisabeth Müller | Schneiderei - Eva Nau, Gisela Schmidt, Claudia Siebenborn

Stück:

Der Franziskanermönch William von Baskerville, ein ins Mittelalter versetzter Sherlock Holmes, kommt im Jahr 1327 gemeinsam mit seinem Novizen Adson von Melk in ein fiktives Benediktinerkloster Norditaliens. Hier hat soeben der gewaltsame Tod eines Bruders den Abt in Unruhe versetzt, weil seiner Abtei brisanter Besuch ins Haus steht. Delegationen des Franziskanerordens und des Avignon-Papstes sollen über Glaubensfragen verhandeln. Unter ihnen ist Williams Erzfeind, der Inquisitor Bernard Gui. Wie ein Detektiv macht sich William an die Aufklärung des Todesfalls, dem noch weitere Morde folgen.

Wichtige Spuren führen in die Bibliothek. Er sammelt Indizien, entziffert magische Zeichen, entschlüsselt Manuskripte und dringt immer tiefer in ein geheimnisvolles Labyrinth vor.


Pressestimmen:

Gießener Allgemeine

Mysteriöse Morde hinter den Mauern einer Benediktinerabtei

Hessisches Landestheater Marburg: Schlossfestspiele in Rauischholzhausen eröffneten mit Umberto Ecos »Der Name der Rose« in der Regie von Peter Radestock

Wenn auch die Schlosskulisse in Rauischholzhausen am Samstagabend eher märchenhaft wirkte, so entstammte das, was den Premierengästen im traumhaften Ambiente geboten wurde, einer doch düsteren Zeit. In Peter Radestocks Inszenierung »Der Name der Rose« nach der gleichnamigen Romanvorlage von Umberto Eco in einer Produktion des Hessischen Landestheaters Marburg sterben in den mittelalterlichen Klostermauern einer Benediktinerabtei sechs Mönche auf mysteriöse Weise. Aus diesem Grund wird der englische Franziskaner William von Baskerville – in dieser Rolle glänzt David Gerlach – samt dem ihm anvertrauten Novizen Adson von Melk – Carl Pohla steht seinem »Meister« in nichts nach – gebeten, das Rätsel um die sich häufenden Todesfälle zu lösen.

Wem die umfangreiche Romanvorlage Ecos bereits bekannt war, der hatte an diesem Abend zumindest eine Ahnung, was ihn inhaltlich erwarten würde. Doch die Art, wie die Ereignisse in Szene gesetzt wurden, verfehlte ganz eindeutig ihren Zweck nicht. So ging gleich zu Beginn ein teilweise erstauntes, teilweise schockiertes Raunen durch die Zuschauerreihen, als eine – zugegebenermaßen sehr reell wirkende – Mönchspuppe aus dem Turm des Schlosses gestoßen wurde. Symbolisieren sollte diese »stoffliche Vorlage« den ersten toten Mönch, Aleldmus von Otrato. Dieses Opfer ist lediglich das Resultat »eines kranken Hirns«, so William von Baskerville, der des Rätsels Lösung in der Klosterbibliothek vermutet. Doch der Zutritt in diese heiligen Hallen soll ihm und seinem Schüler nicht ohne Grund verwehrt werden. So beginnt die »Recherche« der beiden erst einmal im Skriptorium, in diesem Fall ein raffiniert umfunktionierter Brunnen, der sich in Radestocks Inszenierung im Zentrum des Schlossvorplatzes befindet. Axel Pfefferkorn, verantwortlich für die Ausstattung, ist es gelungen so einen Fixpunkt zu schaffen, der genügend Raum lässt für die übrigen Spielorte, die in Form von Treppen und Podesten gekonnt in die kunstvolle, aus Türmen und Giebeln bestehende Schlosskulisse eingearbeitet wurden. Ohnehin vergisst man als Zuschauer zeitweise, dass man hier lediglich Fiktives beobachtet; so reell wirkt die Szenerie samt aller Beteiligten. Ein Umstand der auch das Auffinden des zweiten toten Mönches, Venantius von Salvemec (Gabriel Spagna), eindeutig mit einbezieht. In Schweineblut ertrunken, wirkt dieser Tote – und damit auch der Blutersatz – äußerst echt.

Nichts für schwache Nerven, denn die Ereignisse scheinen sich in Radestocks Inszenierung regelrecht zu überschlagen: Bald verschwindet Berengar von Arundel (Stefan Piskorz), dann wird in seiner Zelle ein blutiges Leinentuch gefunden. Adson vergnügt sich mit der »Tochter der Wonne« und bereut den Bruch des Keuschheitsgelübdes. Der Apotheker Severin von St. Emmeran (Christian Holdt) und der Bibliothekar Malachias von Hildesheim (Jochen Nötzelmann) werden tot aufgefunden.

Zwar schien bei der Premiere eine Kenntnis des Romans nicht zwingend vonnöten, doch spätestens zu diesem Zeitpunkt der Aufführung durchaus hilfreich zu sein. Unklarheiten dürften allerdings die geschickt eingebauten Dialoge zwischen dem mittelalterlichen Sherlock Holmes, William von Baskerville, und seinem Schützling Adson, entgegengewirkt haben. David Gerlach steht die Rolle des mal wieselhaft fragenden Detektivs in Mönchskutte, den die Naivität seines Schülers, der zuweilen das Griechische nicht vom Arabischen unterscheiden kann, in Rage geraten lässt, gut zu Gesicht. Ebenso überzeugt Carl Pohla in der Rolle des zumeist unbedarften Adson, dessen Vision, von der er seinem Meister erzählt, sie der Lösung der Mordrätsel näher zu bringen scheint.

Bizarr setzt Radestock die Traumsequenz in Szene. Plötzlich tummeln sich Gestalten und Fratzen des Irrsinns und der Wolllust auf skurril-verzerrte Weise vor der Schlosskulisse, die die Auswüchse der krankhaften Fantasie des jungen Mönches nicht besser hätten symbolisieren können. Ebenso fesselnd wie diese Schlüsselszene ist die wundersame Enthüllung aller Rätselhaftigkeiten innerhalb der Klostermauern, die schließlich einem Brand zum Opfer fallen. Plötzlich ergeben alle Ungereimtheiten einen Sinn und zurück bleibt nach dieser Premiere ein begeistertes Publikum, das den Ausklang eines fantastischen Abends vor solch großartiger Kulisse inklusive mystischer Klostergesänge und lodernden Flammen in bereits dunkler Nacht sichtlich genossen hatte.

Julia Ortkemper


Marburger Forum

Das Hessische Landestheater Marburg

Der Name der Rose

Schauspiel nach dem Roman von Umberto Eco in der Bearbeitung von Claus J. Frankl

Premiere: Samstag, 24. Juni 2006 im Schlosshof Rauischholzhausen

Die Freilichtaufführung beginnt lange vor der Fanfare, die den ersten Auftritt der Spielerankündigt. Der Aufgang zum Schloss durch den baumbewachsenen Parkweg, der Eintritt inden Hof durch das imposante Tor, der Anblick der märchenhaften Schlosskulisse gehörenbereits dazu. Alles um den Besucher herum ist romantische Fassade, fast zu schön, um wahrzu sein, eben Theater. Ein einnehmenderer Spielort für ein mittelalterliches Mönch-, MörderundInquisitorspiel als der Schlosshof in Rauischholzhausen ist kaum vorstellbar.

„Im November 1327 reist der englische Franziskaner William von Baskerville mit dem ihmanvertrauten Novizen Adson von Melk zu einer Benediktinerabtei im nördlichen Apennin, woer ein Kolloquium von Vertretern der Kurie und des Franziskaner-Ordens vorbereiten soll. Esgeht um die Frage, ob die Kirche besser arm wäre oder ob sie mit Macht und Reichtumprunken soll, wie es der in Avignon residierende Papst tut.“ (Programmheft)William von Baskerville wird von David Gerlach gespielt, sein Gehilfe von Carl Pohla. DavidGerlach, häufiger Gast am HLT, als Faust in der Spielzeit 2003/04 und als Regisseur derherausragenden Aufführung von Vinterbergs und Rukovs Fest noch in guter Erinnerung, setztsich nicht nur äußerlich von den Mitbrüdern des Benediktinerklosters ab. Seine ruhige,nachforschende, leisere, auch komische Spielweise steht in deutlichem Kontrast zu derhitzigen, aggressiven, fanatischen, mysteriösen – immer huschen irgendwo Mönche inschwarzen Kutten über den Hof, verbergen sich, belauschen andere, verschwinden hinterTüren – Klosteratmosphäre um ihn herum.

Das maskenhaft-verzerrte Gesicht von Jorge von Burgos, eindrucksvoll gespielt von StefanGille, signalisiert dem Zuschauer gleich zu Beginn, dass dahinter mehr als nur einblindwütiger Eiferer für die Sache der Kirche, dem Lachen eine Sünde ist, steckt.Der Mönch Baskerville hält sich im Benediktinerkloster auf, um einen Disput zwischenunterschiedlichen religiösen Gruppierungen innerhalb der Kirche vorzubereiten. Unmittelbarnach seiner Ankunft wird er mit einem Todesfall, der sich bald als Mord herausstellt,konfrontiert und vom Abt des Klosters mit der Aufklärung des Vorfalls beauftragt. Derundurchsichtige Salvatore (Daniel Sempf), im Dienst des Mönchs Remigius von Varagine,lenkt durch merkwürdige Reden und auffälliges Verhalten den Verdacht auf sich. Später wirder seinen Vorgesetzten an den Abgesandten des Papstes, Bernard Gui, verraten.Das Klosterleben in der Benediktinerabtei wird durch mysteriöse Todesfälle, Morde allesamt,erschüttert. William von Baskerville entdeckt Hinweise und Spuren, die vermuten lassen, dassdie geheimnisvolle Klosterbibliothek irgendetwas mit den Vorfällen zu tun hat.Der Abt des Klosters, dem Thomas Streibig finstere, undurchschaubare Züge gibt, hatWilliam von Baskerville zwar mit der Untersuchung der Morde beauftragt, ihm abergleichzeitig untersagt, die Bibliothek zu betreten. Das Verbot stachelt den Franziskanermönchzu noch genaueren Nachforschungen an und erhärtet seinen Verdacht, dass mysteriöse Bücherin der Mordaffäre eine Rolle spielen.

Mit der Ankunft des mächtigen Papstvertrauten Bernard Gui wird die heimlicheGewalttätigkeit der Morde hinter den Klostermauern zu einer offenen Gewalttätigkeit derKirche selbst. Peter Meyer verkörpert, in Stimme und Auftreten überzeugend, einenherrschsüchtigen, machtbesessenen Kirchenfürsten.

Radestock inszeniert die Ankunft der Avignon-Abgesandten als farbenprächtiges Spektakelmit Kutsche, Reitern im Schweizer-Garde-Outfit und großem Fußvolk.Eines der Opfer des Inquisitors ist Remigius von Varagine, der des Ketzertums angeklagtwird. Fred Graeve, der erst vor kurzem sein 50-jähriges Bühnenjubiläum feiern konnte, hateinen „großen“ Auftritt an der Treppe zu Füßen Bernard Guis, der ihn verhaften und kurzdarauf abtransportieren lässt. Die Inquisition wird Remigius, diese Drohung steht im Raum,alles entlocken, was sie wissen will.

Längst haben William von Baskerville und sein Adlatus Adson den begründeten Verdacht,dass ein bestimmtes Buch aus der Bibliothek, ein „heidnisches“ Buch in griechischer Schrift,in die Mordfälle verwickelt ist.

In einer gekonnt inszenierten Traumszene wird vorgeführt, zu welchen wilden, orgiastischenAuswüchsen der heidnische Geist des Buches im Kloster führen kann, ja schon geführt hat.Der Kreis schließt sich am Ende des Stücks. Jorge von Burgos, ein „unheimlicher“ Mönchvon seinem ersten Auftritt an, wird von Baskerville als Mörder überführt. Baskerville entdecktden Verdächtigen über dem gesuchten Buch, als er es endlich wagt, in die Bibliothekeinzudringen. Er zwingt Jorge zu einem Geständnis. Die Rache des Mörders: Er legt einFeuer, Bibliothek und Kloster brennen bis auf die Grundmauern nieder.

Regisseur Radestock hat den bekannten Roman Umberto Ecos mit allen Zutaten auf dieBühne, sprich: den Hof des Schlosses in Rauischholzhausen, gebracht, die eineFreilichtaufführung verlangt und wie sie schon zur Tradition des HLT als Schlussinszenierungder Theatersaison gehören. Den Erfolg machen eine zugkräftige Geschichte und eingeschlossen auftretendes Schauspielensemble aus, eine beachtliche Zahl von Kleindarstellern,Reiter und Reiterinnen, eine Kutsche, fast schon ein Radestock-Inszenierungs-Erkennungszeichen, die schlossherrenmäßig durch das Tor einfährt und im Hof ihre Rundendreht, eine unauffällige, aber zur ausgedehnten Spielfläche und zur Gebäudekulisse passendeAusstattung (Axel Pfefferkorn), gregorianische Gesänge und – auch das schon Radestock-Tradition – ein schaurig-schönes „Feuerwerk“ am Ende. – Das informative Programmheft undein Zettel zum Inhalt des Stücks, erstellt von Dramaturgin Annelene Scherbaum, helfen allen,die zu Namen, Daten und zum mittelalterlichen Büchereiwesen mehr wissen wollen. Und daist ja auch noch das Buch selbst, Umberto Ecos Welterfolg aus dem Jahr 1980, Der Name derRose, den der Besucher nach der Aufführung vielleicht wiederlesen mag.

Herbert Fuchs

Gießener Anzeiger 27.6.2006

Männerreiches Ensemble wirkungsvoll in Szene gesetzt

"Der Name der Rose" als Freiluftaufführung des Landestheaters Marburg in Rauischholzhausen

Peter Merck RAUISCHHOLZHAUSEN. Wie geschaffen ist der Schlosshof mit der Architektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts für die Aufführung des den Mittelalter-Krimis "Der Name der Rose" durch das Hessische Landestheater Marburg in der Regie von Regisseur Peter Radestock. Ausstatter Axel Pfefferkorn musste nur noch einige Holzgerüste und Treppen für die verschiedenen Schauplätze installieren, die zwar wenig klösterlich-mystisch wirkten, aber für viele bewegte Szenen sorgten. Die Fassade mit Erkern, Giebeln und Fenster spielte auch mit, war illuminiert oder unterstrich den pompösen Auftritt des Klerus. Die Erzählstruktur des Romans von Umberto Eco wird aufgenommen, wenn der englische Franziskanermönch William von Baskerville mit seinem Adlatus Adson in politischer Mission ins Kloster kommt und dort mit einer Reihe zwielichtiger Todesfälle konfrontiert wird. Radestock choreografiert das männerreiche Ensemble wirkungsvoll. Zu Gesängen aus dem Off eilen, schreiten und huschen die Mönche von allen Seiten des Parkes auf die Bühne, verkriechen sich hinter Bäumen oder lugen aus den Fenstern des Schlosses. Damit versucht er, die etwas statischen Dialoge über Gott und die Welt, ketzerische Schriften und sonderbare Visionen aufzubrechen. Auch der pompöse Auftritt der päpstlichen Delegation mit Kutsche und Reitern akzentuiert das optische Vergnügen, und noch mehr Effekt machen die Visionen des Adson, die das ehrwürdige Benediktinerkloster in einen Garten der Lüste nach Bosch verwandeln. Das Spektakel beim Brand der geheimnisvollen Bibliothek entspricht dann optisch vollends dem Genre des Schauerromans. Die szenischen Effekte mindern nicht die Leistung des profilierten Ensembles. Ausgestattet mit Mikroports klingen die grundsätzlichen Diskussionen der Mönche scharf pointiert und aggressiv. Eher nachdenklich legt David Gerlach seinen William von Baskerville an. Ein quickes Pendant liefert dazu der übersprudelnde Adson von Carl Pohla. Inmitten der Hektik hat Pohla eine schöne stille Szene mit Janina Trauth als Bauernmädchen, die am Rande die Gewissensnöte eines keuschen Mönches aufzeigt. Gewissenlos geht es ohnehin im Kloster zu, mit dem starrköpfig-geifernden Jorge (Stefan Gille), dem zwielichtigen Botanikus Severin (Christian Holdt) und dem buckligen Irren Salvatore (Daniel Sempf), die die Romanfiguren greifbar werden lassen.



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